Die Kirchengeschichte in Deutleben reicht aber viel weiter zurück. Leider ist über die frühere Kirche kaum etwas bekannt. Man rechnet, daß die Kirche im 11 -12. Jahrhundert erbaut wurde. Sie soll „groß“ gewesen sein und war mit wertvollen Schnitzereien versehen.In dieser Kirche befanden sich schon 3 unterschiedlich große Glocken, von denen sich heute noch 2 in unserer Kirche befinden. Die 3. und größte Glocke wurde während des 1. Weltkrieges 1914-1918 zu Kriegszwecken eingeschmolzen. Leider sind weder die Schnitzereien noch andere weitere Bestandteile der alten Kirche erhalten geblieben. In einer Chronik fand man die Eintragung: „Bäuerlicher Vandalismus hat alles blindlings vernichtet.“
Im März 1636 wurden der Kirchturm, die Pfarrei sowie weitere Gebäude von den Schweden angesteckt.
Im 30jährigen Krieg soll die Kirche nochmal stark zerstört und verwüstet worden sein. In einem Verzeichnis von 1647 wird berichtet, daß die Kirche Altar und Kanzel besessen hat, jedoch keine Orgel.
1750 wird von einen Kirchenbrand mit völliger Zerstörung der Kirchenbücher berichtet. 1846 wurde die alte Kirche komplett abgerissen und nach einem Entwurf von August Soller – dem „Lieblingsschüler“ Schinkels – neu gebaut und am 12.11.1848 von Superintendent Dryander feierlich eingeweiht.
Die heutige Kirche wurde romanischen Stilvorbildern nachgebildet. So ähnelt der 7,35 m breite und 4,00 m tiefe, rechteckige Westvorbau mit Turm und Portal dem Westwerk romanischer Kirchen. Der einfache, mit einer bemalten Flachbalkendecke versehene Saalraum ist 10,20 m lang und etwa 30 cm schmaler als der Westvorbau. Er besitzt am Ostschluß eine Rundapsis, über deren Bogen die Inschrift „Ehre sei Gott in der Höhe“ steht.
Der Altar und die Bilder wurden im Jahre 1908 von Hundertmark, dem damaligen Pfarrer der Kirchengemeinde, gemalt. Ihr heutiges Aussehen erhielt die Kirchturmspitze im Jahre 1952. Da die Holzlappung morsch und kein Geld für eine Reparatur vorhanden war, wurde die Laterne zurückgebaut.
Auf einem der drei großen Gehöfte in Deutleben („Günthers Hof“) gab es einen Turm mit Uhr und 3 Ziffernblättern. Diese Uhr wurde im April 1952 in den Kirchturm eingebaut. Uhrglocke wurde die älteste und kleinere der beiden noch vorhandenen Glocken. Sie hängt ganz oben im Turm und zeigt keinerlei Inschrift, nur eine doppelte Ränderung am unteren Teil. Das Herstellungsjahr wird auf das Jahr 1270 geschätzt. Diese Glocke steht unter Denkmalschutz.
Die zweite Glocke soll aus der Zeit um 1350 stammen. Am Glockenhals sind 6 Reliefs dargestellt. Die dritte und größte Glocke wurde 1708 von Peter Becker in Halle gegossen. Im 1. Weltkrieges wurde die Glocke für Kriegszwecke wieder eingeschmolzen.
Im April 1952 wurde der Deutlebener Bürgermeister Herbert Ritter auf die Uhr aufmerksam und ließ sie in den Turm der Kirche zu Deutleben einbauen, und zwar je ein Ziffernblatt nach Westen, Süden und Osten. Als Uhrglocke diente die kleine Kirchenglocke aus dem Jahre 1270.
Die Anlage der Uhrmechanik stand auf dem von Regen und Schnee ausgesetzen Oberboden des Turmes, zu dem man zum täglichen Uhraufziehen nur mittels einer Leiter und durch eine ganz enge Luke gelangen konnte. Deshalb ist der Küster Leist später zu dem Entschluß gekommen, die Führung der Seile umzubauen und das Uhrwerk in die Höhe des Kirchenchors zu stellen, wohin ein bequemer Treppenaufgang führte. So war die Kirche Deutleben nach mehr als hundertjährigen Bestehen zu einer Turmuhr gekommen.
In den Jahren 1945 bis 1990, also in Zeiten der DDR-Regierung, war die Erhaltung von Kirchen kein Thema. Im Gegenteil, vielerorts wurden Kirchen und Kapellen zu Lagerstätten und Maschinenhallen umfunktioniert. Unserer Kirche blieb ein solches Schicksal zum Glück erspart.
Nach der politischen Wende 1989/90 mussten sich die Bewohner Deutlebens beruflich und nicht selten auch privat umorientieren. Die Erhaltung und der Schutz der Kirche traten da noch mehr in den Hintergrund. Das Dorf wurde vielerorts schöner, die Kirche verfiel.